Blätter des Ginkobaum (Ginkgo biloba)

Der Ginko – Goethes äusserst anpassungsfähiger Lieblingsbaum

Der Ginkobaum (Ginkgo biloba) zählt zu den ältesten überlebenden Pflanzenarten. Seit 180 Millionen Jahren existiert der letzte Vertreter der Familie der Ginkgogewächse (Ginkgoaceae) in unveränderter Form in Teilen Chinas, von wo er erst als Tempelbaum nach Japan und Korea und ab 1727 nach Europa gelangte.

Der wohl bekannteste Ginko steht heute im Botanischen Garten in Jena und wurde angeblich von Johann Wolfgang von Goethe gepflanzt. Seine Resistenz gegen Krankheiten und Umwelteinflüsse machte den Ginko auch in der DDR zu einer beliebten Option zur Begrünung der stark verschmutzten Industriestädte. Hier verraten wir Ihnen alles Wissenswerte rund um Goethes Lieblingsbaum.

Vom Ginkyo zum Ginkgo

Aufgrund seines Alters wird der Ginkobaum den lebenden Fossilien zugerechnet. Sämtliche heutigen Ginkobäume gehen auf Bestände aus der chinesischen Provinz Sichuan zurück, die das Massensterben in der Kreidezeit überlebt hatten, während europäische Ginko-Vorkommen und andere Arten der Familie ausstarben.

Die Chinesen nennen den Baum «銀杏» (Yínxìng); eine Kombination aus den Schriftzeichen für Silber und Aprikose. Der wissenschaftliche Name «Ginkgo» geht auf den Arzt Engelbert Kämpfer zurück, der den Baum auf einer Forschungsreise nach Japan erstmals antraf. In seinem 1712 publizierten Amoenitatum Exoticarum transkribierte er die sinojapanische Bezeichnung «Ginkyo» fälschlicherweise als «Ginkgo» – ein Schreibfehler, der von Carl von Linné übernommen wurde und sich bis heute hält.

Neben der Schreibweise «Ginkgo» wird auch die «Ginko» als Trivialname benutzt.

Blätter des Ginkgobaums

Blätter des Ginkgobaums

Mit Fleisch umhüllte Samen des Ginkos

Mit Fleisch umhüllte Samen des Ginkos

Ginkgobaum als Bonsai

Ginkgobaum als Bonsai

Nadelbaum ohne Nadeln oder Laubbaum ohne Samenkapseln?

Obwohl er sommergrün ist und seine fächerförmigen, langstieligen Blätter im Herbst verliert, ist der Ginkobaum definitionsgemäss kein Laubbaum – stattdessen nimmt er als Fächerblattbaum eine Sonderstellung ein. Er erreicht eine Höhe von etwa 40 Metern, wobei sein aufrecht wachsender Stamm in eine breite, kegelförmige und wenig verzweigte Krone übergeht. Bei vielen Exemplaren bilden sich im Alter sogenannte «Chichi», wurzelartige Auswüchse, die in Japan als Symbol für Fruchtbarkeit gelten.

Bei Ginkobäumen sind die Geschlechter klar getrennt. Während männliche Bäume gelbe Kätzchen mit zahlreichen Blüten bilden, werden die unscheinbaren weiblichen Blüten grösser, stehen dafür aber einzeln. Ihre Bestäubung erfolgt durch den Wind; die Befruchtung durch lebende Spermatozoiden. Nach der Befruchtung reifen die weiblichen Blüten zu fleischigen Samen heran, die Mirabellen ähneln und einen unangenehmen Buttersäuregeruch verströmen. Als Zierpflanzen sind daher fast ausschliesslich männliche Exemplare anzutreffen.

Ginkgobaum von unten
Ginkgobäume im Herbst
Gelbe Blätter des Ginkgos im Herbst

Ginkgobäume können sehr gross werden. Auf die Herbst- resp. Winterzeit verfärben sich die Fächerblätter vom kräftigen Grün in ein leuchtstarkes Gelb und fallen ab.

Anzucht und Pflege

Bei der Standortwahl sind Ginkobäume nicht wählerisch. Zwar zeigen sie eine gewisse Präferenz für lehmige, tiefgründige und nährstoffreiche Böden und sonnige oder halbschattige Standorte, aber sie wachsen theoretisch mit minimaler Pflege auf jedem Gartenboden. Lediglich Frost kann der Rinde junger Bäume schaden – wickeln Sie sie also vor Wintereinbruch in Jute oder Reisig ein.

Um einen Ginko aus Samen heranzuziehen, rauen Sie zunächst die Samenschale mit Sandpapier an, bevor Sie den Samen zwölf Stunden in warmem Wasser quellen lassen. Setzen Sie ihn anschliessend in feuchte Anzuchterde und decken Sie ihn locker mit Erde ab. Bei etwa 20 bis 25 °C und reichlich Sonnenschein treibt ein Ginko-Samen in feuchter, aber nicht nasser Erde nach etwa vier Wochen aus. Das optimale Klima lässt sich am besten gewährleisten, indem Sie Frischhaltefolie mit Luftlöchern über den Topf spannen.

Haben Sie bereits erste Sämlinge, können Sie diese im Frühjahr im Freien auspflanzen. Wählen Sie dabei am besten einen Standort, der zunächst halbschattig ist, bis der Baum von selbst ans Licht wächst. Alternativ lassen sich kleinere Sorten auch wunderbar im Kübel oder sogar als Bonsai heranziehen.

Ginkgo-Samen aussäen

Selber Bäume aus Samen züchten

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