
FEDERKOHL UND ANDERE BLATTKOHLARTEN: BOTANIK, SORTEN UND AUSSAAT
Federkohl, der auch Grünkohl oder Krauskohl genannt wird, war in den Gemüsegärten der Schweiz und Süddeutschlands lange Zeit eher unbekannt. Im Norden Deutschlands dagegen gehört er traditionell in die meist deftige Winterküche. Hier heisst der Grünkohl auch Braunkohl oder wird als Oldenburger Palme bezeichnet.
Bei den klassischen Rezepten aus dem Norden Deutschlands wird Grünkohl sehr deftig mit speziellen Mettwürsten, Schweinebauch und Rippli (Kassler) gekocht. Oft gehört auch noch Schmalz dazu. Er gilt auch als klassische Beilage zum Gänsebraten.
Inzwischen gilt Grünkohl auch ausserhalb der traditionellen Anbaugebiete als Trendgemüse. Von einigen wird er sogar als Superfood bezeichnet, da der Blattkohl neben Vitaminen auch viel Mineralstoffe und natürlich gesunde Ballaststoffe enthält. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses klassische Wintergemüse inzwischen auch in Smoothies oder als Pesto und veganer Brotaufstrich angeboten wird. Grünkohl schmeckt eben nicht nur als deftige Hauptmahlzeit, sondern eignet sich auch hervorragend für die vegetarische Küche und als Zutat für wärmende Eintöpfe. Auch in frischen Salaten findet er Verwendung.



Botanik und Sorten von Feder- und Blattkohl
Federkohl (Brassica oleracea var. sabellica) gehört zur grossen Gruppe der Kohlgemüse. Er ist vermutlich aus dem Sabellinischen Kohl entstanden, den schon die alten Römer kannten. Auf diese Stammform gehen wohl verschiedene Blattkohle zurück. Sie alle bilden längliche Blätter an einem dicken Strunk, der je nach Sorte 50 bis 150 cm hoch werden kann. Erst im nächsten Frühjahr entstehen in den Blattachseln Seitentriebe, an denen sich die Blüten bilden. Nach der Samenbildung sterben die zweijährigen Pflanzen ab.
Unterschieden wird in den klassischen Feder- oder Grünkohl mit gekrausten Blättern und solchen Sorten, die glatte, längliche Blätter bilden. Unter den glattblättrigen Sorten ist der Schwarzkohl oder Toskanischer Palmkohl, mit seinen auffällig dunkelgrünen, leicht gewellten Blättern beliebt. Die bekannteste Sorte ist 'Nero di Toscana'.
Typische Federkohlsorten sind 'Westländer Winter', 'Frosty' oder 'Halbhoher Grüner Krauser'. Besonders starkwüchsig ist die Sorte 'Ostfriesische Palme', die Höhen von 150 cm und mehr erreichen kann.
Neben dem klassischen Grünkohl gibt es auch Sorten mit rötlichen, gekrausten Blättern, z.B. .'Roter Krauser', 'Redbor F1' oder 'RS-ko-12.20 (Rosco)'. Eher unbekannt sind Blattkohlsorten mit runden und breiten Blätter, wie 'Caulet Créole'.
Eine Besonderheit sind so genannte Flower Sprouts. Sie sind eine Züchtung die zwischen Rosenkohl und Grünkohl steht. Die Pflanzen bilden im Herbst in den Blattachseln kurze Seitentriebe, die an nicht geschlossene Röschen des Rosenkohls erinnern. Geerntet werden diese Kurztriebe.
Ernte
Die genannten Blattkohle werden erst im Winter geerntet. Grünkohl bildet bei Temperaturen unter +5 °C Zucker, der dem Gemüse einen besseren Geschmack verleiht. Aus diesem Grunde wird oft dazu geraten, mit der Ernte nicht vor den ersten Frösten zu beginnen.
In der Regel werden von unten her einzelne Blätter abgepflückt, so dass sich die oberen Blätter weiter entwickeln können. Drohen im Januar oder Februar harte Fröste mit Temperaturen unter -15 °C, sollte rechtzeitig vorher die ganze Pflanze abgeerntet werden, da harte Kahlfröste nicht gut vertragen werden. Unter einer schützenden Schneedecke können niedrig wachsende Sorten allerdings auch Starkfröste überstehen.



Aussaat und Pflanzung
Wie viele andere Kohlarten haben auch die Blattkohle eine relativ lange Kulturzeit. Die Aussaat erfolgt von Ende Mai bis spätestens Anfang Juli im Saatbeet. Wenn die Pflänzchen zwei bis vier echte Blätter gebildet haben, kann im Abstand von 40 bis 50&nbps;cm gepflanzt werden.
Massnahmen gegen Krankheiten und Schädlinge
Blattkohlarten werden gern von Kohlmottenschildläusen befallen. Ausserdem können Kohlweisslinge und Kohl- und Gemüseeulenlarven bis in den Spätherbst hinein erhebliche Frassschäden verursachen. Als Pilzkrankheiten treten im Herbst immer wieder Echter Mehltau und Blattfleckenerreger auf.

Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.