Schild- und Wollläuse an Obst- und Ziergehölzen
Schildlausbefall kennen viele Pflanzenliebhaber von Zimmer- und Kübelpflanzen. Besonders Grünpflanzen wie Schefflera, Gummibaum oder Palmen leiden häufig unter diesen unscheinbaren Blattsaugern. Aber auch an vielen Gehölzen kommen Vertreter dieser Insektengruppe vor. In Mitteleuropa sind es weit über hundert verschiedene Schild- und Wolllausarten, die im Garten allerdings nur selten ernsthafte Probleme bereiten. Meist erkennt man die Schildläuse nur, wenn sie vermehrt auftreten.
Napf- und Deckelschildläuse – die Unscheinbaren
Recht unauffällig sind die Napf- und Deckelschildläuse. Auf den ersten Blick kann man die flachen Schilde oder Höcker auf Rinde, Blättern oder Nadeln leicht übersehen.
Zu dieser Gruppe gehören z.T. bedeutende Obstbaumschädlinge wie die Gelbe Austernschildlaus (Diaspidiotis ostreaeformis), die Kommaschildlaus (Lepidosaphes ulmi), die San-José-Schildlaus (Comstockaspis perniciosa) und die Grosse oder Gemeine Obstbaumschildlaus (Parthenolecanium corni). Vor allem im Erwerbsobstbau und im Weinbau können diese Schädlinge Probleme bereiten. Wirtschaftlich geringe Bedeutung haben die Eibennapfschildlaus (Parthenolecanium pomeranicum), die Wacholderdeckelschildlaus (Carulaspis juniperi), die Efeudeckelschildaus (Aspidiotus hedericola) und die Spindelstrauch-Deckelschildaus (Unaspis euonymi).
Gemeine Obstbaumschildlaus an Rose
Kommaschildläuse an Ast
Gemeine Obstbaumschildlaus auf Ast
Wollige Schildlausarten – die Auffälligen
Deutlich auffälliger sind Arten, die von wachsartigen Fäden oder Hüllen umgeben sind. Zu ihnen gehört die Maulbeerschildlaus (Pseudaulacaspis pentagona), die sich seit einigen Jahren immer weiter verbreitet. Ausführliche Informationen bietet die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) auf ihrer Website.
Dieser ursprünglich aus Ostasien stammende Schädling tritt nicht nur an Maulbeerbäumen auf, sondern hat ein weiteres Wirtsspektrum, zu dem z.B. Ahorn, Eiche, Esche, Flieder, Linde, Robinie, Schnurrbaum, Walnuss, Trompetenbaum, Johannisbeere und Kirschlorbeer gehören. Einen Befall erkennt man leicht, da die hellen männlichen Tiere zu tausenden die Triebe überziehen.
Weitere Arten mit wolligen Hüllen sind: Wollige Rebenschildlaus (Pulvinaria vitis), Wollige Napfschildlaus (Pulvinaria regalis), Kamelienwollschildlaus (Pulvinaria floccifera) und Hortensienschildlaus (Pulvinaria hydrangeae).
Dass vor allem die wärmeliebenden Schildlausarten, wie die Maulbeerschildlaus oder die ebenfalls aus Asien eingeschleppte Hortensienwollschildlaus sich in Zukunft auf Grund der Klimaerwärmung weiter ausbreiten werden, halten viele Experten für wahrscheinlich. Welche Rolle sie als Pflanzenschädlinge in bisher eher kühleren Regionen spielen werden, bleibt abzuwarten, da sich erfahrungsgemäss auch natürliche Gegenspieler im Laufe der Jahre auf neue Nahrungsangebote einstellen können. So beobachten Insektenkundler immer wieder, dass den eingeschleppten Schädlingen manchmal auch ihre Feinde aus den Ursprungsgebieten folgen und so neue Regionen besiedeln.
Maulbeerschildlaus
Wollige Rebenschildlaus
Hortensienschildlaus
Schildläuse und Waldhonig
Allgemein gelten Schildläuse als unbeliebte Pflanzenschädlinge. Für Imker und Honigliebhaber sind einige Arten, wie die Fichtenquirlschildläuse (Physokermes hemicryphus und P. piceae) allerdings wichtig für eine gute Waldhonigernte. Die Ausscheidungen der Schädlinge enthalten, grosse Mengen Zucker. Bienen saugen nicht nur an nektarreichen Blüten sondern nehmen auch diese klebrigen Beläge von den Blättern und Nadeln auf und produzieren daraus den beliebten, dunklen Waldhonig.
Bekämpfung im Freiland
Die Bekämpfung von Schildläusen im Garten ist schwierig und meist auch nicht erforderlich. Zugelassen sind in erster Linie Präparate, die als Wirkstoffe Raps- oder Paraffinöl enthalten. Eine aktuelle Auflistung bietet das Pflanzenschutz&syh;mittelverzeichnis des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BVL). Gegen die Maulbeerschildlaus, die an verschiedenen Obst- und Ziergehölzen Schäden verursachen kann, wirken die Präparate aber leider nicht.
In den meisten Fällen sorgen die natürlichen Gegenspieler, wie Erzwespen, Marienkäfer, Raubwanzen oder Florfliegenlarven dafür, dass die Schädlinge nicht überhandnehmen.
Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.