
Rhabarber richtig vorziehen und pflegen
Rhabarber gehört ebenso zum Frühling wie Spargel und Erdbeeren. Obwohl es sich um ein Stielgemüse handelt, findet die Unterart Rheum rhabarbarum, die im Volksmund unter anderem als Gemeiner Rhabarber oder Gemüserhabarber bekannt ist, in der Küche vorwiegend gemeinsam mit reichlich Zucker Verwendung. Mit seinem herb-aromatischen Geschmack verleiht Rhabarber zum Beispiel Kompott, Konfitüre und Pudding eine angenehm erfrischende Note.
Auch die Anzucht von Rhabarberstauden im eigenen Garten ist denkbar einfach und sehr produktiv: Als Dauerkultur können Rhabarberstauden problemlos zehn Jahre oder länger überleben und werfen jedes Jahr steigende Erträge ab. Durch Vortreiben ist es sogar möglich, nach der Überwinterung innerhalb weniger Wochen mit der Ernte zu beginnen.



Rhabarber für den eigenen Garten
Möglich wird dies durch die hohe Frostresistenz des Rheum rhabarbarum. Ähnlich wie seine mehr als 60 Verwandten aus der Gattung Rheum, die vorwiegend in den gemässigten und subtropischen Regionen Zentralasiens gedeihen, kann auch der Gemeine Rhabarber ohne Schwierigkeiten im Beet überwintern.
Taut der Boden, bilden die Rhizome der Stauden unterirdische Knospen aus, aus denen später grosse Laubblätter mit bis zu 70 cm langen, essbaren Blattstielen in Blattrosetten heranwachsen, die in der Blütezeit rispige Blütenstände mit teils mehr als 500 grünlich-cremefarbenen Blüten pro Pflanze tragen.
Eine dem Gemeinen Rhabarber zum Verwechseln ähnliche, jedoch nicht mit ihm verwandte Pflanze ist das Mammutblatt (Gunnera manicata), das ursprünglich aus Chile stammt. Dieses wird auch als Riesen-Rhabarber bezeichnet und in seinem Herkunftsland genau wie Rhabarber zubereitet und gegessen.
Verwandte aus Fernost
Auch in der traditionellen chinesischen Medizin ist ein Rhabarber bekannt, der gegen Verstopfung als Tee verabreicht wird. Dabei handelt es sich jedoch nicht um den in Europa gängigen Rheum rhabarbarum, sondern um eine andere Unterart, den Rheum officinale. Dieser verfügt über Wirkstoffe, die im nahrhaften, aber medizinisch unbedeutenden Gemeinen Rhabarber nicht vorkommen. Jedoch ist auch der sogenannte Chinesische Rhabarber für den Anbau in unseren Breitengraden geeignet.

Gemüse-Rhabarber (Rheum rhabarbarum)

Chinesischer Rhabarber (Rheum officinale)

Riesen-Rhabarber, Mammutblatt (Gunnera manicata)
Anzucht und Pflege von Rhabarber
Damit Ihre Rhabarberstaude optimal gedeihen kann, benötigt sie einen feuchten, nährstoffreichen Boden. Als Standort ideal geeignet ist ein sonniger bis halbschattiger Ort im Garten. Noch wohler fühlt sich die Staude auf einem lockeren, sandigen Boden, der im Sommer schnell trocknet. Arbeiten Sie in diesem Falle nach Entfernung von Unkraut etwas Humus in die Erde ein, sodass sie mehr Wasser speichern kann.
Übrigens handelt es sich bei dem Gemeinen Rhabarber um eine Dauerkultur – nach der Pflanzung kann er ohne Weiteres mehrere Jahre am selben Standort verbleiben. Dabei sollten Sie allerdings einen Standort wählen, an dem sich die Staude ungehindert ausbreiten kann. Für die meisten Sorten gilt ein Quadratmeter Platz als Minimum, besser noch sind gerade bei grösseren Sorten anderthalb Meter zwischen zwei Rhabarberstauden.
Vorziehen von Rhabarberstauden – so wird's gemacht
Um Rhabarberstauden ein schnelles Vortreiben zu ermöglichen, ist vor allem Wärme notwendig. Sobald die ersten überirdischen Triebe sichtbar werden, sollten Sie die Pflanze also abdecken. Während im gewerblichen Anbau grösstenteils schwarze Planen oder Folien zum Einsatz kommen, eignet sich im eigenen Garten ein glockenförmiges Gefäss wie beispielsweise ein Maurerkübel oder ein Meerkohlbleicher aus Terrakotta als Abdeckung. Achten Sie darauf, nach Möglichkeit ein schwarzes oder zumindest relativ dunkles Gefäss zu verwenden. Dieses absorbiert Wärme besser und sorgt somit dafür, dass Ihr Rhabarber schneller treibt.
Bei der Kultivierung im Pflanzkübel ist es möglich, die Staude stattdessen im Gewächshaus vortreiben zu lassen. Graben Sie sie dazu mitsamt Pflanzkübel aus und stellen Sie diesen im Gewächshaus unter. Eine zusätzliche Abdeckung wird in diesem Falle nicht benötigt.
Frische Rhabarber-Samen (Rheum rhabarbarum) finden Sie natürlich bei uns im Shop.



Ernte von Rhabarberstangen – das müssen Sie beachten
Nach etwa vier Wochen Vortreiben sind die Stauden erntereif. Am besten ernten Sie die essbaren Blattstiele, indem Sie sie ruckartig ausreissen oder herausdrehen. Schneiden Sie die Stiele stattdessen ab, können die Schnittkanten verfaulen – schlimmstenfalls schädigt dies die Staude. Achten Sie auch darauf, nicht mehr als die Hälfte der Stiele zu entfernen. Andernfalls verliert die Pflanze die Fähigkeit, ausreichend Nährstoffe zu tanken.
Die erntefrischen Rhabarberstangen können danach verarbeitet werden – zum Beispiel, indem Sie Kompott daraus machen, Saft daraus pressen oder sie im Kuchen verbacken.
Ferner sollten Sie mit der Ernte nicht allzu lange warten: Im Verlauf ihres Wachstums beginnen die Blattstiele damit, zunehmend Oxalsäure zu bilden, die den Geschmack ruiniert und in zu hohem Masse gesundheitsschädlich sein kann. Traditionell wird daher der Johannistag am 24. Juni als letzter Termin für die Ernte genannt. Wollen Sie länger etwas davon haben, sollten Sie die erntefrischen Rhabarberstangen stattdessen einfrieren.



Pflege von Rhabarberstauden – so erholt sich Ihre Pflanze vom Vortreiben
Das Vortreiben und die Ernte stellen für die starkzehrende Rhabarberstaude eine nicht unerhebliche Belastungsprobe dar. Jungpflanzen sollten daher erst im zweiten Jahr nach der Auspflanzung vorgezogen werden. Auch während der weiteren Lebensdauer sollten Sie der Pflanze das Vortreiben nur jedes zweite Jahr zumuten. Wer jedes Jahr möglichst früh ernten will, sollte sich daher lieber eine zweite Rhabarberstaude zulegen.
Um die Erholung zusätzlich zu unterstützen, giessen Sie die Pflanze nach der Ernte mit organischem Gemüsedünger und verhindern Sie in den trockenen Monaten durch regelmässiges Giessen das Austrocknen.
Auch während der Schonzeit benötigt die Pflanze ausreichend Nahrung. Arbeiten Sie dazu jeden März etwa drei Liter Kompost in den Boden um die Pflanze ein, sodass sie daraus Nährstoffe ziehen kann.
Rhabarberblüten – was tun?
Bisweilen kommt es vor, dass die Rhabarberstaude schon während der Erntesaison zu blühen beginnt. Dies ist kein Grund zur Sorge – brechen Sie die Knospen einfach heraus, können diese keine Nährstoffe ziehen. Wenn Sie ohnehin genug Ertrag erwarten, können Sie die Blüten jedoch auch stehen lassen. Rhabarberblüten erfreuen sich auch bei Insekten grosser Beliebtheit und stellen für diese eine wichtige Nahrungsquelle dar.