
KRAUT- UND KNOLLENFÄULE DER KARTOFFEL
Die Kraut- und Knollenfäule ist eine verbreitete Krankheit an der Kartoffelkultur. Erfahren Sie hier mehr über den Erreger und welche Massnahmen dagegen getroffen werden können.
Der Anbau von Kartoffeln im Garten ist in der Regel recht einfach und macht relativ wenig Arbeit. Ausserdem lassen sich bei Verwendung früh reifender Sorten nach der Kartoffelernte noch Grünkohl, Spinat oder auch verschiedene Salate und Winterrettich kultivieren.
Leider werden die Kartoffelpflanzen recht häufig von der Kraut- und Knollenfäule befallen. Vor allem in sehr feuchten Sommern kann es dann zu massiven Schäden am Laub kommen. Durch diesen vorzeitigen Laubverlust können sich die Knollen nicht mehr richtig entwickeln.
Schadbild des Erregers
Wie der Name der Krankheit schon sagt, gibt es zwei verschiedene Schadbilder. Die Krautfäule, bei der das Laub innerhalb weniger Tage abstirbt und die Knollenfäule, die häufig erst nach der Ernte im Lager an den Knollen zu finden ist.
Die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) ist die bedeutendste Krankheit im Kartoffelanbau. In Europa trat sie in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts zum ersten mal sehr massiv auf und vernichtete über mehrere Jahre grosse Kartoffelbestände. Besonders dramatisch waren die Phytophthoraepidemien dieser Zeit in Irland. Auch in der Schweiz wurde im «Wochenblatt für die Landwirtschaft und den Gartenbau» von einer Krautfäuleepidemie oder Erdäpfelseuche im Jahr 1846 berichtet.
Bis heute bereitet der Erreger immer wieder erhebliche Probleme.
Biologie des Erregers
Meist kommt es im Juni zu ersten Infektionen. Vor allem wenn die Witterung feucht und warm ist besteht hoher Befallsdruck. In Jahren mit trockenen bzw. niederschlagsarmen Sommern spielt die Krankheit meist nur eine geringe Rolle, wie die vergangen drei Jahre gezeigt haben.
Wer genau wissen will, wann mit dem Beginn einer Epidemie in der Schweiz zu rechen ist findet auf der Seite phytopre.ch weiterführende Informationen.
Anfangs bilden sich grau-braune Flecken auf den Fiederblättern der Kartoffel. Das befallene Blattgewebe stirbt ab und es bilden sich schnell Sporen, die vom Wind und Spritzwasser auf andere Blätter getragen werden. So kann sich die Krankheit bei günstigen Witterungsbedingungen schnell ausbreiten. Bei frühen Infektionen stirb das Laub oft schon Ende Juni/Anfang Juli ab. Von befallenen Blätter können Sporen durch Regen- und Giesswasser in den Boden gespült werden, wo sie dann die Knollen infizieren und die typische Knollenfäule verursachen.
Auch die Tomate wird vom Erreger der Kraut- und Knollenfäule befallen. Hier wird die Krankheit als Kraut- und Braunfäule bezeichnet. Ausführliche Informationen zur Biologie der Krankheit bietet die Seite pflanzenkrankheiten.ch.

Schadbild befallenes Kartoffelblatt

Knollenfäule an Kartoffel

Schadbild an Tomaten
Massnahmen gegen die Kraut- und Knollenfäule
Bei der Kultur von Kartoffeln in Kübeln oder Säcken, z.B. auf dem Balkon oder der Terrasse, spielt die Krautfäule oftmals keine grosse Rolle, da die Pflanzen hier meist gut vor Regen geschützt an einer Hauswand oder unter einem Dachüberstand wachsen. Kartoffelbeete im Gemüsegarten sind dem Regen und der Taufeuchte ausgesetzt und können daher bei Infektionsgefahr schnell infiziert werden.
Leider ist es schwierig, die Kartoffeln ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wirksam, vor einem Befall mit der Krankheit zu schützen. Ideal wären krautfäuleresistente Kartoffelsorten, die nicht von dem Pilz befallen werden. Leider stehen trotz intensiver Forschung und Züchtungsarbeit bisher noch keine Sorten zur Verfügung, die für den Anbau empfohlen werden können. Wer sich über die aktuelle Biokartoffelsortenprüfung in der Schweiz informieren möchte, findet Hinweise auf BIOAktuell.ch.
Sowohl im konventionellen als auch im biologischen Kartoffelanbau spielen daher Spritzungen mit Fungiziden die Hauptrolle bei der Bekämpfung. In den Biobetrieben werden vor allem Kupferpräparate eingesetzt. Eine Liste der zugelassenen Mittel für die nichtberufliche Verwendung findet sich im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamtes für Landwirtschaft.
Für den Anbau im Garten sind frühe Kartoffelsorten zu empfehlen. Informationen bietet die Schweizer Sortenliste für Kartoffeln. Werden die Knollen rechtzeitig vor dem Legen vorgekeimt, entwickeln sich die Pflanzen zügig. Zum Zeitpunkt der ersten Infektionen haben die Pflanzen dann einen deutlichen Entwicklungsvorsprung, was sich positiv auf den Knollenertrag auswirkt. Vom Einsatz von Kupfermitteln im Garten ist abzuraten, da die richtige Terminierung der Behandlung schwierig ist, die Spritzungen mehrfach wiederholt werden müssen und Kupfer sowohl umwelttoxikologisch als auch gesundheitlich problematisch ist.

Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.