
KRANKHEITEN IM OBSTGARTEN - BEFALLSDRUCK SCHON IM WINTERSCHNITT REDUZIEREN
Krankheitserreger an Obstgehölzen, wie Echte Mehltaupilze, Schorf oder die Monilia-Fruchtfäule überdauern den Winter auf Trieben, in Knospen, auf dem Falllaub oder an so genannten Fruchtmumien. Wenn im Spätwinter bei möglichst frostfreiem Wetter der Winterschnitt erfolgt, kann man einiges dafür tun, dass der Infektionsdruck vieler Pilzkrankheiten reduziert wird.
Lockere und winddurchlässige Kronen
Infektionen mit Blattfleckenpilzen, vor allem dem Apfel- und Birnenschorf, sowie der Monilia-Spitzendürre kann man vorbeugen, indem man beim Schnitt darauf achtet, dass die Baumkronen locker und luftig aufgebaut sind. Nach einer alten Gärtnerregel soll man einen Hut oder vielleicht eher eine Mütze durch die Krone eines Obstbaumes werfen können.
Gerade ältere Bäume werden im Laufe der Jahre zu dicht, so dass hier ab und an ein Auslichtungsschnitt mit Säge und Schere erforderlich wird.
Der lockere Kronenaufbau begünstigt nicht nur ein schnelleres Abtrocknen der Blätter und Früchte nach Regenfällen, er sorgt auch dafür, dass möglichst alle Früchte ausreichend Licht und Sonne erhalten. So können sich z.B. Äpfel oder Birnen besser entwickeln. Besonnte Früchte bilden mehr Aroma und Zucker und weisen am Ende ihrer Entwicklung eine bessere Fruchtfarbe auf.
Deutlich zu sehen ist das beispielsweise an der Apfelsorte 'Golden Delicious': Gut besonnte und luftig hängende Früchte zeigen deutlich weniger Schorfbefall, sind meist größer und können die, für die Sorte typische goldgelbe Grundfarbe mit einem Hauch von Rot als Deckfarbe ausbilden. Ausserdem haben sie einen deutlich höheren Zuckergehalt.
Früchte der gleichen Sorte, die in zu dichten Baumkronen wachsen und deshalb wenig Sonne erhalten, bleiben häufig klein, grün und fad im Geschmack. Ausserdem setzt ihnen der Apfelschorf meist heftig zu.
Auch bei Sauerkirschen lässt sich der positive Effekt einer locker aufgebauten Krone gut beobachten. Gut ausgelichtete Bäume, bei denen ausserdem durch regelmässigen Schnitt der Neutrieb gefördert wird, sind wenig anfällig für die gefürchtete Monilia-Spitzendürre und die Schrotschusskrankheit, die Blätter und Früchte befällt. Natürlich wirken sich die Schnittmassnahmen auch hier positiv auf die Fruchtqualität aus.

Apfelmehltau - befallener Trieb oben

Fruchtmumie an Apfel

Spitzendürre bei Sauerkirsche
Fruchtmumien entfernen
Bei Kern- und Steinobst führt der Monilia-Pilz häufig zu Fruchtfäulen. Ein Teil der befallenen Früchte trocknet im Spätherbst ein und bildet so genannte Fruchtmumien, die lange im Baum hängen bleiben. Diese Fruchtmumien bilden in der nächsten Vegetationsperiode Sporen, die die neuen Früchte infizieren können.
Es empfiehlt sich daher, solche Fruchtmumien beim Baumschnitt zu entfernen. Einen Befall mit dem Fruchtfäuleerreger kann man so zwar nicht verhindern, als hygienische Massnahme ist die Beseitigung solcher Infektionsquellen aber durchaus sinnvoll.
Befallene Triebe beseitigen
Sind Triebe, z.B. durch die Monilia-Sitzendürre abgestorben, sollte man bis ins gesunde Holz zurückschneiden. Gerade bei der Sauerkirsche ist diese Massnahme recht wirkungsvoll. In jedem Fall gilt, dass totes Holz immer grosszügig aus der Krone herauszuschneiden ist.
Auch das Zurückschneiden von mehltaubefallenen Trieben bei Apfel, Stachel- und Johannisbeere wirkt befallsmindernd.
Da der fachgerechte Obstbaumschnitt umfangreiche Kenntnisse erfordert, sei hier auf die Veröffentlichung Sachgerechter Obstbaumschnitt der Inforama verwiesen.
Sehr empfehlenswert sind auch Obstbaumschnittkurse, bei denen man den Schnitt unter Anleitung erlernen kann. Sie werden z.B. von Gartenvereinen, Obstbau- und Naturschutzverbänden, landwirtschaftlichen Fortbildungseinrichtungen und z.T. auch von Gartencentern und Baumschulen angeboten.

Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.