
KARTOFFELN IM EIGENEN GARTEN – ANZUCHT, ERNTE UND LAGERUNG
Mit über 3'000 bekannten Sorten zählt die Kartoffel wohl zu den vielseitigsten Nutzpflanzen. Ob als Gratin, püriert oder als Suppe oder Pommes Frites – es gibt für fast jedes Gericht die passende Kartoffelsorte. Diese grosse Beliebtheit hat ihren Grund: Kartoffeln sind lange haltbar, nahrhaft und ertragreich. Gleichzeitig ist es überraschend einfach, selbst Kartoffeln zu züchten. Hier erfahren Sie, wie Sie im eigenen Garten oder auf dem Balkon Kartoffeln pflanzen und richtig ernten.
Von der Zierpflanze zum Nahrungsmittel
Die ursprünglich aus den südamerikanischen Anden stammende Kartoffel (Solanum tuberosum) aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) wurde in den 1560er-Jahren von spanischen Seefahrern nach Europa gebracht. Obwohl sie zuerst als exotische Zierpflanze verbreitet wurde, kennt man sie heute in erster Linie als Nahrungs- und Futtermittel.
Die Kartoffelpflanze ist ein krautiges Gewächs mit wechselständig angeordneten Laubblättern, das aufrecht oder kletternd wächst und eine Höhe von mehr als einem Meter erreicht. Zur Blütezeit bildet die Kartoffelpflanze trugdoldenförmige Blütenstände mit einer Länge von bis zu 15 cm, an denen jeweils fünf weisse, gelblich-weisse oder rosafarbene, fünflappige Blütenkelche mit aufrechten, gelben Staubbeuteln wachsen.
Im Wurzelbereich bildet die Kartoffelpflanze Stolonen aus, an denen die allseits bekannten Knollen wachsen. Diese dienen als Nährstoffspeicher und stellen den einzigen essbaren Teil der Pflanze dar, können jedoch auch als Pflanzgut zur vegetativen Vermehrung der Kartoffel genutzt werden.



Kartoffel ist nicht gleich Kartoffel – eine Unterscheidungshilfe
Kartoffeln lassen sich gemäss verschiedener Kriterien in Kategorien einordnen:
Nach Reifedauer wird unterschieden zwischen Früh- und Spätkartoffeln. Erstere reifen in weniger als 140 Tagen und sind daher bereits im Juni oder Juli erntereif. Letztere können bis zu 180 Tage zum Wachsen benötigen und frühestens Ende September geerntet werden.
Der Kochtyp gibt an, welche Konsistenz eine Kartoffel beim Kochen entwickelt. Während festkochende Kartoffeln wie die Sorten Charlotte und Erika sich durch eine feste, feinkörnige Konsistenz und einen milden Geschmack auszeichnen, sind mehlig kochende Kartoffeln wie die Agria grobkörniger und haben einen stärkeren Eigengeschmack.
Ferner kann nach diversen anderen Kriterien wie Geschmack, Schalen- oder Fleischfarbe, Knollenform und Beschaffenheit unterschieden werden. Dabei bestehen teils starke Variationen zwischen einzelnen Sorten. Besonders farbige Kartoffelsorten wie Blauer St. Galler können Speisen zum besonderen Hingucker erheben.
Anbau von Kartoffelpflanzen
Kartoffeln sind Starkzehrer; sie benötigen eine grosse Menge Nährstoffe, um zu wachsen. Entsprechend wichtig ist es, die Pflanzerde frühzeitig – am besten noch im Herbst – für die Aufzucht vorzubereiten. Mist ist dafür besonders geeignet, benötigt jedoch auch am längsten, um seine Nährstoffe abzugeben. Läuft Ihnen die Zeit davon oder hält Ihre Nase den Geruch nicht aus, können Sie stattdessen Kompost oder organisches Düngemittel mit der Pflanzerde vermengen, um diese anzureichern.






Von der Pflanzkartoffel bis zur Ertne: Die vorgekeimten Knollen werden in die Erde gepflanzt. Daraus gedeihen prächtige Kartoffelpflanzen mit grünem Kraut und weissen bis lila-farbenen Blüten. Die Kartoffeln wachsen unter der Erde und können schlussendlich geerntet werden.
Vorkeimen
Frühkartoffeln wie die Sorten Glorietta oder Augusta profitieren davon, wenn Sie das Pflanzgut ab Ende Februar vorkeimen lassen. Auf diese Weise erhalten Sie gesündere Pflanzen, die seltener von Krankheiten betroffen sind, früher erntereif werden und einen reicheren Ertrag abwerfen.
Füllen Sie dafür die Unterseite eines Eierkartons oder eine kleine Holzkiste mit der präparierten Pflanzerde und vergraben Sie die Kartoffeln halb in der Erde. Achten Sie darauf, ausschliesslich spezielle Pflanzkartoffeln oder bei der Pflanzung von Speisekartoffeln Biokartoffeln für die Pflanzung zu verwenden; Kartoffeln aus dem Supermarkt sind meist mit Keimstoppmitteln behandelt.
Stellen Sie die Kartoffeln bei 10 bis 15 °C an einen kühlen, sonnigen Ort. Ideal dafür ist ein Gewächshaus oder Wintergarten; alternativ kommt auch die Fensterbank eines Kellerfensters in Frage. Nach etwa zwei Wochen sollten die ersten Triebe sichtbar sein – die Kartoffeln sind zu diesem Zeitpunkt bereit zur Auspflanzung im Garten, Hochbeet oder Pflanzkübel.
Aufzucht im Garten
Die ideale Pflanzzeit für Kartoffeln hängt von deren Reifezeit ab. Während Frühkartoffeln bereits Mitte März ausgepflanzt werden können, ist für Kartoffeln mit längerer Reifezeit eine Auspflanzung im April empfohlen. In jedem Fall sollte jedoch die Bodentemperatur über 7 °C liegen. Ist mit Frost zu rechnen, sollten Sie lieber etwas warten, bevor Sie Ihre Kartoffeln pflanzen.
Vergraben Sie die Kartoffeln fünf bis zehn Zentimeter tief in der präparierten Pflanzerde. Achten Sie dabei darauf, dass bei vorgekeimten Pflanzen die Austriebe nach oben zeigen. Lassen Sie bei der Auspflanzung im Beet mindestens 35 cm Platz zwischen den einzelnen Knollen. Wollen Sie mehrere Reihen anlegen, sollten diese mindestens 65 cm auseinander liegen.
Es empfiehlt sich zudem, einen Pflanzgraben anzulegen. Dieser bietet zusätzliche Fläche für Sonneneinstrahlung und beschleunigt damit das Wachstum der Pflanzen. Füllen Sie den Graben mit Kompost, um die Pflanzen mit zusätzlichen Nährstoffen zu versorgen.
Aufzucht im Kübel oder Hochbeet
Wollen Sie im Pflanzkübel oder Hochbeet Kartoffeln pflanzen, ist es wichtig, dass Wasser ablaufen kann und sich nicht anstaut – andernfalls faulen die Knollen. Legen Sie dazu am Boden des Gefässes eine etwa 10 cm hohe Drainage aus Kies, Tonscherben oder Blähton an und schichten Sie etwa 15 cm der angereicherten Pflanzerde darüber. Vergraben Sie die Kartoffeln zum Vorkeimen in ausreichenden Abständen halb in der Erde und verfahren Sie danach wie bei der Auspflanzung im Garten.
Aufzucht im Kübel oder Hochbeet
Wollen Sie im Pflanzkübel oder Hochbeet Kartoffeln pflanzen, ist es wichtig, dass Wasser ablaufen kann und sich nicht anstaut – andernfalls faulen die Knollen. Legen Sie dazu am Boden des Gefässes eine etwa 10 cm hohe Drainage aus Kies, Tonscherben oder Blähton an und schichten Sie etwa 15 cm der angereicherten Pflanzerde darüber. Vergraben Sie die Kartoffeln zum Vorkeimen in ausreichenden Abständen halb in der Erde und verfahren Sie danach wie bei der Auspflanzung im Garten.



Pflege von Kartoffelpflanzen
Einmal ausgepflanzt, ist die Kartoffelpflanze pflegeleicht und wetterbeständig. Da die Knollen der Kartoffelpflanze Photosynthese betreiben, müssen diese jedoch komplett von Erde bedeckt sein. Andernfalls bilden sich grüne Flecken – Ansammlungen von Alkaloiden wie Solanin, die die Knolle ungeniessbar werden lassen.
Dies lässt sich verhindern, indem Sie Erde um die Wurzel herum anhäufeln, sobald die Triebe eine Höhe von mindestens 10 cm erreicht haben. Schieben Sie dazu grosszügig Erde von den Seiten zur Wurzel hin, sodass sich um den Stängel ein Erdhügel bildet, der die Stolonen komplett bedeckt. Dies bietet zudem die ideale Gelegenheit, Unkraut aus dem Beet zu entfernen. Das Anhäufeln sollte danach alle zwei bis drei Wochen wiederholt werden, sodass zu keinem Zeitpunkt Knollen überirdisch wachsen.
Ernte und Lagerung von Kartoffeln
Anders als Spätkartoffeln können Frühkartoffeln bereits geerntet werden, während die Pflanze noch grün ist. Da die meisten Sorten nur einige Wochen bis wenige Monate haltbar sind, sollten Sie Frühkartoffeln daher ab Juni nach Bedarf ernten und verbrauchen.
Spätkartoffeln hingegen benötigen länger, um die dicke Schale auszubilden, die sie vor Schädlingen und Umwelteinflüssen schützt. Die Erntereife ist bei Spätkartoffeln erreicht, wenn die oberirdischen Teile der Kartoffelpflanze eine gelb-bräunliche Farbe annehmen und verdorrt wirken. Ernten Sie zu früh, verringert dies die Haltbarkeit. In jedem Fall sollten Sie jedoch das Ende der Blütezeit und den Beginn der Ruhephase abwarten.



Ziehen Sie zur Ernte die Kartoffelpflanze ein Stück weit aus der Erde und legen Sie mit der anderen Hand die Wurzeln frei, indem Sie die Erde lockern. Die einzelnen Knollen lassen sich bei einer reifen Pflanze ohne Gewalt von den Stolonen lösen.
Aufgrund des hohen Nährstoffbedarfs der Kartoffel sollte Pflanzerde, in der Kartoffeln wuchsen, ausreichend Erholungszeit erhalten. Zwar können Pflanzen mit geringerem Nährstoffbedarf dort wachsen, Kartoffeln sollten Sie jedoch immer nur im Abstand von vier Jahren an derselben Stelle anpflanzen.
Spätkartoffeln halten sich unter den richtigen Bedingungen bis zu zehn Monate lang. Ideal für die Lagerung sauberer, unbeschädigter Kartoffeln ist ein lichtgeschützter, aber luftdurchlässiger Behälter wie eine Holzkiste oder ein Jutesack, den Sie an einem kühlen, dunklen und trockenen Ort bei 4 bis 10 °C aufbewahren. Wurden Kartoffeln bei der Ernte beschädigt, sollten Sie diese jedoch sofort aufbrauchen – die Schutzwirkung der Schale ist in diesem Fall nicht länger gegeben.