
Bodenbearbeitung im Herbst: Vor- & Nachteile
Nach den Ernte im Spätsommer liegen die Beete oft brach und der Erdboden wird umgewälzt. Ziel der Bodenbearbeitung ist die Zuführung von Rückständen der Ernte sowie von Unkräutern in den Boden. Hierdurch wird allerdings auch die Bodenstruktur durchmischt. Welche Vor- und Nachteile die Bodenbearbeitung mit sich bringt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Früher war es üblich, die Gemüsebeete im Herbst umzugraben. So wurden Ernterückstände und Unkräuter dem Boden zugeführt. Über Winter sollte dann durch Frosteinwirkung auf die groben Erdschollen die so genannte Frostgare entstehen. Damit war eine Lockerung der Erdschollen, die beim Umgraben mit dem Spaten entstehen, durch die Einwirkung des Frostes gemeint.
Schon seit vielen Jahren wird allerdings das Umgraben des Bodens kritisch beurteilt, da ein tiefes Wenden des Bodens das Bodenleben stört. Oft wird nur noch das vorsichtige Auflockern des Bodens mit einem so genannten Sauzahn empfohlen, da hierbei die Bodenschichtung erhalten bleibt. Es gibt auch Biogärtner, die die Ansicht vertrteten, dass eine mechanische Lockerung des Boden nicht erforderlich ist, wenn die Beete regelmässig gemulcht werden. Vorbild für diese Auffassung sind Wald- oder Wiesenböden, die normalerweise nicht mechanisch bearbeitet werden. Hier entwickelt sich über viele Jahre eine natürliche Bodenschichtung.
Vor- und Nachteile der herbstlichen Bodenbearbeitung
Tatsächlich gerät die Schichtung des Bodengefüges beim Umgraben, durcheinander. Die oberste Schicht, in der sauerstoffliebende Lebewesen vorkommen, wird in tiefere Schichten befördert, die in der Regel nicht so gut durchlüftet sind.
Auf Ackerflächen und Gartenbeeten werden meist einjährige Kulturen, wie Gemüse, Kartoffeln, Rüben oder Getreide angebaut, die ein lockeres Saat- oder Pflanzbett benötigen. Auf einen gewissen Grad der Bodenbearbeitung wird man in diesem Fall meist nicht verzichten können.
Auch wenn im Herbst Kartoffeln, Karotten, Pastinaken, Tobinambur oder Schwarzwurzeln geerntet werden, lässt sich eine tiefere Bodenbearbeitung mit wendendem Charakter nicht vermeiden. Eine Durchmischung der natürlichen Bodenschichtung ist daher in den meisten Fällen unvermeidbar, wenn diese Knollen- und Wurzelgemüsearten aus der Erde geholt werden.

Beet mit frischer Erde

Maschinelle Bodenbearbeitung

Gartenerde mit Würmern
Vor- und Nachteile des Umgrabens im Herbst
Am besten erfolgt eine Bodenlockerung, also ggf. auch das Umgraben, wenn der Boden für eine anstehende Aussaat oder das Bepflanzen vorbereitet wird. Im Oktober oder November macht die Bodenbearbeitung aber nur Sinn, wenn anschliessend eine Winterbegrünung der Beete, z.B. mit Wickroggen oder Roggen erfolgen soll. Ein sauberes, grobschollig gegrabenes Gemüsebeet, wie es früher geschätzt wurde, hat keine besonderen Vorteile, da die so genannte Frostgare kaum noch eine grössere Bedeutung für eine gute Bodenkrümelung hat. Viel besser wirkt sich eine Pflanzendecke auf den Boden aus. So bedecken neben den genannten Gründüngunspflanzen auch Nüsslisalat, Winterpostelein, Spinat und Grünkohl den Boden im Winter. Der Boden wird dann erst nach dem Abernten der Beete im Frühjahr bearbeitet.
Wenn möglich sollte man auf das tiefe Umgraben verzichten. Ernterückstände und auch abgestorbene Gründüngungspflanzen, wie Phacelia, Buchweizen oder Einjährige Lupine, die den Boden im Winter vor Witterungseinflüssen schützen, gibt man vor der Bodenlockerung im Frühjahr besser auf den Kompost.
Wo der Gartenboden durch häufiges Begehen, z.B. zwischen den Beeten, verdichtet ist, kann das Umgraben zu einer Lockerung führen, die allerdings auch erreicht wird, wenn man mit der Grabegabel tief einsticht und sie vor- und rückwärts bewegt. Dabei wird der Boden ohne allzu grosse Anstrengung gelockert. Ernterückstände und Unkräuter werden bei dieser Methode allerdings nicht in den Boden eingearbeitet. Sie müssen vorher durch Jäten oder Hacken entfernt werden.



Die Bodenbearbeitung im Herbst mach v.a. Sinn, wenn noch eine Gründüngungsaussaat vorgesehen ist. Typische Gründüngungen sind die einjährige Lupine (Lupinus angustifolius), Phaselia oder Winterroggen (Secale cereale).
Fazit
Das Umgraben ist eine effektive und zeitsparende Methode, dem Boden die organische Masse von Gründüngungspflanzen und Ernterückständen zuzuführen. Natürlich wird dabei die natürliche Bodenstruktur zerstört. Regenwurmgänge werden verschüttet, Organismen der obersten Bodenschicht in weniger gut belüftete Schichten gebracht und sicherlich auch der eine oder andere Regenwurm oder Tausendfüssler mit der Spatenklinge zerteilt. Das gesamte Bodenleben gerät durcheinander. Erstaunlicherweise erholen sich die Bodenlebewesen in einem belebten und gut mit Humus versorgtem Boden relativ schnell wieder.
Deutlich schonender für die Bodenlebewesen und die Bodenstruktur ist das bereits beschriebene vorsichtige Lockern mit der Grabegabel.
Eine weitere Möglichkeit bietet der Einsatz des Sauzahn. Dieses hakenförmige Arbeitsgerät wird in engen Abständen durch den Boden gezogen. Dabei erfolgt die erwünschte tiefe Lockerung. Allerdings ist die Flächenleistung beim Arbeiten mit dem Sauzahn gering.
Tipp
Ausführliche Informationen zur Förderung des Bodenlebens bietet die Broschüre „Gesunde Böden durch biologische Vielfalt“, die auf der Seite der Agroscope heruntergeladen werden kann. Interessante Hinweise zu den Lebewesen der Waldböden bietet die Internetseite der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).

Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.