
EINJÄHRIGER BEIFUSS: HEILPFLANZE ZUM SELBER ZÜCHTEN
Bereits vor über 2000 Jahren schätzten die Chinesen die Wirkung der Artemisia annua als Naturheilmittel. Tatsächlich enthält die im Deutschen als Einjähriger Beifuss bekannte Pflanze Komponenten, die entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral wirken wie inzwischen zahlreiche Studien belegen. Lesen Sie hier, wie Sie diese vielseitige Heilpflanze ganz einfach zu Hause anzüchten und als Naturheilmittel verwenden.
Artemisia annua: die Wiederentdeckung eines Heilmittels
Einjähriger Beifuss (Artemisia annua) stammt ursprünglich aus China, wo er unter dem Namen Qing Hao bekannt ist. Schon in Quellen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. wird über seine heilende Wirkung gegen Malaria und andere Fiebererkrankungen berichtet. Nach seiner Wiederentdeckung als Heilpflanze durch die chinesische Pharmakologin Tu Youyou in den 1970ern wurde er in den letzten Jahrzehnten auch in Europa bekannt.
Der Einjährige Beifuss aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) zeichnet sich durch ein sehr schnelles Wachstum aus: Vom späten Frühling oder Frühsommer bis zur Blütezeit im August bis September erreicht die krautige Pflanze eine Höhe von 50 bis 150 cm, bevor sie im Spätherbst abstirbt und ihre Samen streut. Markant für die Gattung der Beifüsse sind die rispigen Blütenstände mit kleinen, korbförmigen Teilblütenständen und der aromatische Duft.
Heimische Verwandtschaft: der Gewöhnliche Beifuss
Ein heimischer Verwandter der Artemisia annua, der Gewöhnliche Beifuss (Artemisia vulgaris), geniesst ebenfalls einen Ruf als Heilpflanze, die bei Verdauungsbeschwerden und Fieber verwendet werden kann. Dabei fehlen dem heimischen Gewächs jedoch einige der Wirkstoffe des vorwiegend asiatischen Verwandten. So ist das für die Wirksamkeit gegen Malaria verantwortliche Artemisinin nur in erheblich geringerer Konzentration vorhanden. Eine wirkliche Verwechslungsgefahr besteht jedoch nicht: Im Gegensatz zum Einjährigen Beifuss, der tiefgelbe Blütenstände ausbildet, sind die des Gewöhnlichen Beifusses weiss-grau und stellen daher ein simples Unterscheidungsmerkmal dar.



Bilder der Pflanze des Einjährigen Beifusses auf dem Hof von Kasimir + Lieselotte. (Fotos: Kasimir + Lieselotte GmbH, u. A. Valentin Heller)
Anzucht und Pflege
Auch im eigenen Kräuterbeet im Garten oder auf dem Balkon kann Einjähriger Beifuss problemlos angepflanzt werden. In der Natur überwintern die Samen im Boden und keimen dann im Frühling mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Die Artemisia annua Samen sind in unserem Shop in verschiedenen Grössen erhältlich, als klassiche Samentüte oder in grösseren Abfüllungen. Die ideale Zeit für die Direktsaat ist damit im April – Vorzuchten in einer geschützten Umgebung sind jedoch früher möglich. Bereiten Sie dafür einen grossen Topf mit geeignetem Anzuchtsubstrat vor und drücken Sie die Artemisia annua Samen locker hinein. Da es sich um einen Lichtkeimer handelt, dürfen die Samen jedoch nicht vergraben werden. Innerhalb einiger Tage bis weniger Wochen sollten die ersten Samen bereits treiben. In diesem Stadium ist es wichtig, die Pflanze gelegentlich zu düngen und nicht austrocknen zu lassen, da sie sonst frühzeitig in die Blütephase übergeht. Zu diesem Zweck reicht es aus, die Pflanze gelegentlich mit einer Sprühflasche feucht zu halten.
Treiben die Setzlinge Blätter, können sie einzeln umgetopft werden. Später ist es möglicherweise erforderlich, die Pflanzen entweder in grössere Töpfe oder in den Garten umzupflanzen.






Auf dem Hof von Kasimir + Lieselotte wird erfolgt die Anzucht vom Beifuss vom Samen bis hin zur erntereifen Pflanze. (Fotos: Kasimir + Lieselotte GmbH, u. A. Valentin Heller)
Wer primär am Nutzen als Heilpflanze interessiert ist, sollte mit der Ernte der Blätter beginnen, sobald die ersten Blüten sichtbar sind. Ist Einjähriger Beifuss erst einmal in voller Blüte, verringert sich der Artemisiningehalt der Blätter.
Artemisia annua lässt sich sowohl durch Samen als auch durch Stecklinge vermehren. Die Samen der Pflanze können geerntet werden, sobald die Blütenstände verwelken. Schneiden Sie die Blütenstände ab und stellen Sie sie kopfüber in einer Papiertüte an einen trockenen, möglichst warmen Ort die Samen lassen sich durch sanftes Abklopfen lösen, sobald die Stängel trocken sind.
Im Interview mit Kasimir + Lieselotte
In unseren Shop finden Sie unter anderem Artemisia annua Samen von Kasimir + Lieselotte. Der Betrieb mit Produktionsstätte in Werder (DE) baut die Pflanze mit viel Liebe und Herzblut an und gewinnt aus den Pflanzen hochwertige Samen. Auch stellt Kasimir + Lieselotte Tinkturen und Salben selber aus den Pflanzenblättern her. Wir hatten die Möglichkeit, mit Lieselotte persönlich ein Interview zu führen:
Seit wann gibt es Kasimir + Lieselotte? Wie hat alles angefangen?
Wir sind 2012 durch unseren Grossvater bzw. Vater auf die Wilde Karde gestossen, die er zu seiner Zeit in seinem Garten kultivierte. Daraus hat sich ein kleiner Online-Shop entwickelt, der zunächst nur Produkte zum Thema Karde und Borreliose vertrieb.
Wie viele Leute arbeiten mittlerweile bei euch?
Über die Jahre sind wir auf 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen. 16 davon arbeiten in Werder (Havel, Deutschland), wo sich auch unsere Produktionsstätte befindet. Die restlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kümmern sich in Frankreich um den Anbau und die Pflege unserer Pflanzen.
Was liegt euch in eurem Betrieb und Tun besonders am Herzen? Was ist eure Vision?
Die Freude an der Arbeit und das freundschaftliche familiäre Miteinander ist ein ganz grosses Glück, welches wir in unserer Firma haben. Wir hoffen, das sich dies natürlich auch in unseren Produkten widerspiegelt.
Ein grosses Ziel ist es, weltweit Kasimir und Lieselotte Höfe zu schaffen, die spezifisch und regional für ihr Land eine grosse Auswahl an Heilpflanzen anbauen, verarbeiten und vertreiben.



Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kasimir + Lieselotte bei den Arbeiten auf dem Feld. (Fotos: Kasimir + Lieselotte GmbH, u. A. Valentin Heller)
Im Interview mit Kasimir + Lieselotte
Was zeichnet eure Produkte aus?
Die meisten unserer Pflanzen begleiten wir vom Samen bis zum Endprodukt. Durch viel Handarbeit, Hingabe und Interesse, weisen unsere Produkte eine vorzeigbare Qualität auf. Auch sind wir stets bemüht, unsere Produkte weiterzuentwickeln.
Die Samen eueres einjährigen Beifusses (Artemisia annua) sind bei unseren Kunden sehr gefragt. Wie und wo werden die Samen gezüchtet? Warum habt ihr den Fokus gerade auf Artemisia annua gelegt?
Zuerst einmal freuen wir uns sehr, dass sich unserer Beifuss einem solch grossen Interesse erfreuen kann. Unser Beifuss wird im Süden von Frankreich nach biodynamischen Grundsätzen kultiviert. Unsere Anzucht findet ab Februar/März in einem Folientunnel statt. Im April/Mai beginnt dann die Pflanzparty und alle müssen mit anpacken. Da wir im Sommer teilweise 40 Grad erreichen, mulchen wir die Felder zum Schutz der Pflanzen, sobald es möglich ist. Nachdem der Beifuss seinen Samen gebildet hat, reiben wir im ersten Schritt händisch die Samen ab. Danach wird das Saatgut 5 bis 10-mal gereinigt bzw. gesiebt.
Habt ihr einen Tipp für unsere Kunden, wie die Anzucht von eigenen Beifuss-Pflanzen besonders gut gelingt?
Das Wichtigste ist, dass man die Samen bei der Aussaat nur leicht andrückt, da es sich um Lichtkeimer-Samen handelt. Daher unbedingt keine Erde über den Samen ausbringen! Eine andere häufige Fehlerquelle tritt beim Giessen auf. Da sich die feinen Samen sehr leicht wegspülen lassen ist dabei Vorsicht geboten. Wir empfehlen, sanft von oben zu giessen.
Neben der Züchtung der Pflanzen zur Samengewinnung verarbeitet ihr die Pflanzenteile der Artemisia annua auch zu Tinkturen und Salben weiter. Wann werden diese Mittel angewendet?
Die Artemisia annua hat eine antibakterielle und antivirale Wirkung. Dies eröffnet viele Einsatzmöglichkeiten. Wenn Sie Interesse oder konkrete Fragen dazu haben, können Sie sich jederzeit bei unserem Support melden. Dort werden Sie gerne beraten.



Kasimir + Lieselotte stellt aus den Pflanzen des Einjährigen Beifusses auch Tinkturen und Salben her. Hierfür werden die Blätter der Pflanze zuerst verkleinert. (Fotos: Kasimir + Lieselotte GmbH, u. A. Valentin Heller)
Können auch die mit euren Samen angebauten Pflanzen im eigenen Garten zur Herstellung solcher Auszüge zu Hause verwendet werden? Worauf sollte man sich dabei achten?
Natürlich können Sie das. Für den Genuss und die Verträglichkeit der Produkte sollten Sie auf den Alkoholgehalt achten, vor allem wenn Sie geschwächt sind. Ein Auszug mit 60% Alkohol könnte Sie da am Morgen ganz schön umhauen.
Berücksichtigen Sie ebenso eine gute Qualität aller Zutaten und schliessen Sie beim Eigenanbau Gifte wie z.B. Ackergifte aus.
Im Video ein kurzes Portät über den Betrieb von Kasimir + Lieselotte.
Wirkung des Einjährigen Beifusses als Heilpflanze
Die Wirkung der Artemisia annua als Heilpflanze konnte seit den 1970ern vielfach in Studien bestätigt werden. Verantwortlich dafür ist der Wirkstoff Artemisinin, der aus den Blättern der Pflanze gewonnen werden kann.
Als Hausmittel kann die Pflanze entweder roh verzehrt oder als Tee aufgebrüht werden. Letzterer wird aus einem bis zwei Löffeln getrockneter und gemahlener Blätter zubereitet. Alkoholische Tinkturen sind im Handel erhältlich. Präparate aus Artemisinin oder dessen Derivaten werden bereits seit einigen Jahrzehnten als Heilmittel gegen Malaria eingesetzt und weisen von den verbreiteten Präparaten die höchste Erfolgsquote auf. Jüngere Studien liefern zudem vielversprechende Aussichten für die Behandlung von Krebs. Dennoch ist eine Selbstmedikation mit Artemisia annua aus dem eigenen Garten im Fall einer Malaria-, Fieber- oder Krebserkrankung nicht zu empfehlen, wie auch die Weltgesundheitsorganisation WHO 2019 feststellte. Zu gross sind die Variationen des Artemisiningehalts in den Pflanzen, um die Wirksamkeit zu garantieren. Zudem besteht das Risiko einer Gewöhnung an den Wirkstoff bei längerer Anwendung.
Tees und Tinkturen aus Einjährigem Beifuss sollten also ausschliesslich unterstützend oder als Hausmittel gegen leichte Erkrankungen mit Fieber oder Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden. Die Dosierung darf dabei eine oder zwei Tassen Artemisia-annua-Tee am Tag nicht überschreiten, während die Anwendungsdauer höchstens vier bis sechs Wochen betragen sollte.






Impressionen der Arbeiten auf dem Hof von Kasimir + Lieselotte. (Fotos: Kasimir + Lieselotte GmbH, u. A. Valentin Heller)