
Ameisen im Garten – Nützlinge oder Schädlinge?
Ameisen zählen in der Natur zu den wichtigsten Nützlingen. Von der Zersetzung von Totholz bis zur Aufbereitung des Bodens erfüllen sie eine Vielzahl an Funktionen, von denen auch Gärtner tagtäglich profitieren. Sobald aber Ameisen im eigenen Garten oder sogar im Haus auftauchen, sind sie auf einmal nicht mehr gern gesehen. Manch einer greift schnell zur «Chemiekeule» in Form von Giftködern, um sie loszuwerden. Ob das wirklich so eine gute Idee ist und was Ameisen im Garten leisten – das verraten wir Ihnen hier!
Mehr Vielfalt, als viele denken
Eines vorweg: Ameise ist nicht gleich Ameise. Unter den Vertretern der Familie Formicidae befinden sich schätzungsweise 15000 Spezies, von denen 132 in der Schweiz zu Hause sind. Die meisten dieser heimischen Arten bilden unterirdische Nester mit nur einer Königin, die Eier legt und so die Kolonie am Leben erhält. Besonders im Frühling sendet die Kolonie oft Kundschafter in der Umgebung aus, die Nahrungsquellen suchen und markieren. Anschliessend folgen die Arbeiterameisen den Duftmarkierungen und bilden die bei vielen Gärtnern unbeliebten Ameisenstrassen, um Nahrung ins Nest zu bringen.
Die häufigste heimische Art ist die Gartenameise (Lasius niger). Sie errichtet ihre Nester vorzugsweise unter Steinen – zum Beispiel unter Terrassenplatten im Garten. Lästig wird sie vor allem dadurch, dass sie Pflanzensamen, Fleisch und zuckerhaltige Lebensmittel verschleppt, um die Kolonie zu ernähren. Einige Kolonien gehen zudem eine Symbiose mit Blattläusen ein und errichten im Garten regelrechte Blattlaus-Farmen, um deren Sekret, den sogenannten Honigtau, zu ernten.

Gartenameisen (Lasius niger)

Rossameise (Camponotus)

Tapinoma magnum (invasiv)
Heimische Arten überwiegend nützlich und schützenswert
Dennoch sind heimische Ameisen überwiegend nützlich, wie Wissenschaftler seit einigen Jahren feststellen. So fressen räuberische Ameisenarten tote Insekten sowie Insekten- und Schneckeneier und schützen so die Umgebung vor Pflanzenschädlingen, während Holzameisen wie die Rossameise (Camponotus) zur Zersetzung von Totholz und Pflanzenresten beitragen. Die unterirdischen Bauarbeiten der kleinen Insekten lockern und vermischen währenddessen den Erdboden und erleichtern so die Durchwurzelung. Dabei bearbeiten sie auch Böden, die den empfindlichen Regenwürmern zu sauer oder zu sandig wären.
Einige der in der Schweiz beheimateten Ameisenarten sind jedoch bereits bedroht. So stuft die Rote Liste aktuell 46 Schweizer Arten als gefährdet ein, wenngleich Myrmekologen aktuell noch keine besonderen Schutzmassnahmen für erforderlich halten. Verantwortlich für diesen Rückgang sind die Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume sowie die Verdrängung durch tropische oder gebietsfremde Spezies wie Tapinoma magnum und Tapinoma magnocephalum, die sich rasant ausbreiten und Zweigkolonien bzw. Superkolonien mit mehreren Königinnen bilden.



Ameisen arbeiten oft zusammen mit Blattläusen. Sie pflegen und schützen diese, ernten dafür im Gegenzug die süssen Ausscheidungen der Blattläuse. Bilden die Ameisen beispielswiese unter Steinplatten auf Terrassen ihre Nester, kann dies lästig und unerwünscht sein.
Bekämpfung und Vertreibung lästiger Ameisen
Wenn im Garten Ameisen auftauchen, sollten Sie deshalb zunächst klären, um welchen Typ es sich handelt und ob sie wirklich jemanden belästigen. Gegebenenfalls reicht es bereits aus, stark riechende Pflanzen wie Lavendel, Minze und Majoran als natürliche Barriere zu pflanzen und Ameisenstrassen mit Essigwasser oder Teebaumöl zu besprühen. Legen Sie eine Terrasse an, sollten Sie darüber nachdenken, die Fugen mit Splitt oder Mörtel zu verschliessen, sodass unter den Steinen keine Nester entstehen.
Das Eindringen ins Haus hingegen sollten Sie bei allen Arten rigoros unterbinden. Nicht nur sind Ameisen in der Küche oder am Esstisch unappetitlich – einige Arten wie die invasive Pharaoameise (Monomorium pharaonis) können sogar Krankheiten verbreiten. Finden Sie Ameisen im Haus, sollten Sie potenzielle Nahrungsquellen entfernen, befallene Räume mit Essigreiniger säubern und gegebenenfalls bereits etablierte Nester von einer Fachfirma beseitigen lassen. Bei invasiven Arten sollten Sie zudem Meldung bei den Neobiotaverantwortlichen Ihres Kantons erstatten.